Mittwoch, 8. Dezember 2021
Robert Pfaller
Auch Robert Pfaller nimmt Flaßpöhler/Precht gegen systematisches Missverstehen in Schutz. Leider Paywall

Zitat:

"selbst wenn es erwiesenermaßen falsch wäre, was jemand in der Frage A gesagt hat, bleibt dadurch doch völlig offen, ob dieselbe Person nicht in der Frage B eine richtige Auffassung gewonnen hat."

Leider hat er recht, wenn er diese logische Selbstverständlichkeit betont, betonen muss. Bereits auf diesem Anfängerniveau scheitern öffentliche Unterredungen allzu gerne. Dinge, mit Thomas Mann zu sprechen, "die man unter vier Augen nicht sagen mag". Ich weiß nicht, wie häufig ich zum Pawlowski, zum Walton, zu einem guten Logiklehrbuch gegriffen habe, weil ich dachte: Moment, so trivial kann das jetzt nicht sein, sicher habe ich was übersehen. Aber ich hatte nichts übersehen.

Getoppt wird das ganze nur noch von einer textanalytischen Kläglichkeit, bei der einem schlicht die Arme sinken. Neulich musste ich lesen, Flaßpöhler habe - in "Die potente Frau" - de Beauvoir zur "Essenzialistin" erklärt, dabei sei sie doch "Existenzialistin". Das ganze auch noch im aggressiven Gestus der Bescheidwisserei. Da ich das kurze Buch Flaßpöhlers gelesen habe - zufällig auch das Kapitel "Kampf ums Subjekt" -, und mir auch de Beauvoirs Jahrhundertwerk nicht ganz unbekannt ist, blieb mir nichts als Fassungslosigkeit. Die anderen offenkundigen Missverständnisse - der Flaßpöhler-Kritikerin ist das Werk Norbert Elias' ersichtlich nicht geläufig gewesen - waren um keinen Deut besser. Dunning-Kruger live und in Farbe. Wer ist hier - Zitat - 'intellektuell unredlich und schlampig'?

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