Dienstag, 23. November 2021
Notizen 1
"Laienphilosoph" - ich werde dazu angefragt. Antwort: ich bin Laie, Dilettant. So wie wir alle. (Fast) überall.

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Impfpflicht: Ach, das bewegt jetzt alle. Sogar mich. Mithin: Ich bin eigentlich dagegen. 2 und 2 bleiben auch dann 4, wenn Kubicki zustimmt. Will sagen: Die Wahrung der körperlichen Integrität ist schon ein sehr, sehr (sehr, sehr, sehr) wichtiges Verfassungsgut. Der Rohrstock ist Mist, zweifellos. Was machen wir - die menschliche Wirklichkeit schlägt die Theorie bekanntlich immer, und das sage ich, der Kantianer und Schillerianer! - , wenn es ohne Rohrstock aka Impfpflicht nicht geht? I'm free for proposals... Mist! Ganz ganz großer Mist, so oder so!

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Kathleen Stock: Ich empfehle Beschaffung und Lektüre des Buchs "Material Girls. Why Reality matters for Feminism". Betonung liegt auf Lektüre. Danach möge entschieden werden, ob Stock eine "Adolf Hitler" ist, die Transgenders eine "final solution" angedeihen lassen will. Mit meiner begründeten Antwort - Nein, ist sie nicht und will sie nicht, natürlich nicht, was für eine irre Frage - will ich nicht hinterm Berg halten.

Ob sie Recht hat mit ihrer These, der Geschlechterbegriff solle sehr wesentlich auf sex rekurrieren, wobei sex von gender strikt zu trennen und, gegen Butler, primär biologisch zu definieren sei, ist eine ganz andere Frage. Das muss der Feminismus erst einmal unter sich klären. Stocks Begriffsanalyse dazu im ersten Teil ihres Buches ist sehr subtil und m.E. auch fair. Aber gut, darüber muss diskutiert werden. Die Vorwürfe gegen sie sind jedenfalls schlicht irre.

Übrigens nehme ich bei der Debatte eine Methode wahr, die ich immer schon unfair gefunden habe: Es werden die (unstrittigen und unstrittig widerwärtigen!) Morde an Transgender angeführt, als seien Stock und Rowling für diese Toten verantwortlich. So bitte nicht. Die Unsitte, sich dadurch argumentativ unangreifbar zu machen, dass man seinen Kontrahenten die Verantwortung für bestimmte Opfer zulügt, muss aufhören. Btw: Wenn, dann bitte alle Opfer benennen. Z. B. - wie durch Zufall komme ich darauf - die Abermillionen, die das linke Welt- und Menschen"verbesserungs"projekt im 20. Jhdt. gekostet hat. Und wer das jetzt "whataboutism" nennt zeigt mir, dass er von Argumentationstheorie nicht die Bohne was versteht.

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Lektüretipp: Thomas Nagel, Das letzte Wort, Stuttgart: Reclam, 1999/2015 (englisch: Oxford UP, 1997). Bevor irgend jemand behauptet, Markus Gabriels "Neuer Realismus" von 2011 sei so neu... (Man kanns natürlich auch mit George Edward Moore versuchen)

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